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Geschichte


Geschichtliches

Heinsen liegt nordöstlich des Thüster Bergs an der Heinser Straße (Kreisstraße 5) zwischen dem 1,5 km entfernten und zu Salzhemmendorf gehörenden Ahrenfeld im Nordwesten, dem etwa 3 km entfernt liegenden Esbeck (Ortsteil von Elze) im Norden und dem 1,5 km entfernten Eimer Ortsteil Deilmissen im Osten. Der Flecken Eime, zu dem nicht nur Heinsen und Deilmissen, sondern auch Dunsen und Deinsen gehören, liegt 5 km nordöstlich.

Durch Heinsen fließt der Heinser Bach, ein Zufluss der Akebeke im Flusssystem Leine (Aller).

Steinzeitliche Funde zeigen, dass das Gebiet der mittleren Leine durch seine geographische Beschaffenheit früh Anreize für die Entstehung von Siedlungen gab. So gehören nach Wilhelm BarnerWerkzeuge und Geräte aus der Zeit des Mesolithikums ebenso zu den Funden in der Gemarkung Deilmissen und einem zu Heinsen gehörenden Feldstücks wie Schmuckstücke und Werkzeuge der Bronzezeit. So berichtet Barner: „...vom Gute Heinsen in der Gemeinde Deilmissen stammt das schönste Randleistenbeil des nordwestdeutschen Raumes aus westeuropäischem Bereich.“ Darüber hinaus begünstigte die alte, das Leinetal durchziehende Handelsstraße die Ansiedlung von Menschen. Siedlungsschwerpunkt war das Gebiet um Elze, das ein Gauzentrum bildete und in dem schon vor dem Jahr 1000 Königshöfe gegründet wurden (in Elze um 775, in Brüggen zwischen 900 und 1000).

Das in der Nähe dieser Königshöfe gelegene Heinsen war ursprünglich ein Dorf, das 1382 als Heynhusen erstmals urkundlich erwähnt wird und zu Beginn des 17. Jh. aus fünf Kothöfen bestand. Eng verbunden sind Geschichte und Entwicklung Heinsens mit dem Namen Jacob Lampe, der 1593 als Sohn des Vollmeiers Peter Lampe und dessen Frau Margarete, geb. Knoche in der Bauerschaft Heinsen geboren wurde und von dem hier noch mehr erzählt wird.

Jacob Lampe, der seinen Namen latinisiert in Jacobus Lampadius änderte, erwarb in späteren Jahren die Ländereien des im Verlaufe des Dreißigjährigen Krieges seines vermutlich weitgehend zerstörten Heimatdorfes und vereinigte diese zu einem Gut, das noch heute besteht. Durch seine Verdienste für seinen Landesherrn Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Lüneburg blieb es von Abgaben befreit. Außerdem gewährte man ihm und seinen Nachkommen das Jagd-, Fischerei- und Braurecht, die Errichtung einer Mühle und erlaubte ihm, in seiner Gemarkung das Untergericht auszuüben.

Nach Lampadius‘ Tod blieb das Gut zunächst in den Händen seiner Verwandtschaft, kam aber 1711 durch Verkauf in die Hände des Kanzlers Christian Ulrich von Hardenberg (1663-1732). 1726 und 1729 erhielt von Hardenberg durch königliche und kaiserliche Urkunden adelige Gerechtsame (Fischereirechte, Braurechte und das Recht, eine eigene Mühle zu betreiben) für Gut Heinsen. Nach seinem Tod wurde sein Sohn Christoph Friedrich von Hardenberg (1695 - 2. Juni 1752) Erbherr auf Heinsen. Dieser heiratete wenige Tage vor seinem Tod im Mai 1752 Marie-Charlotte von Donop. Marie-Charlotte erbte Gut Heinsen und verheiratete sich 1753 in zweiter Ehe mit Friedrich Engelbrecht August von Düring, der dadurch zum neuen Erbherr auf Heinsen wurde. An ihn erinnert ein Gedenkstein, den Marie-Charlotte im Park des Herrenhauses aufstellen ließ.

1796 erwarb die verwitwete Amalie Gertrud von Hammerstein Gut Heinsen. Es blieb bis zum Eigentümerwechsel 1928 in deren Familienbesitz.

1928 kaufte Carl Barckhausen das Gut. Es ist noch heute im Besitz seiner Familie.

Nach dem 2. Weltkrieg nahm die Familie Barckhausen überwiegend aus Schlesien stammende Flüchtlingsfamilien auf, stellte ihnen Wohnraum und Gartenfläche zu Verfügung und beschäftigte viele als Arbeitskräfte auf dem Gut.

1965 übernahm der älteste und ebenfalls auf den Namen Carl getaufte Sohn das Gut. Er erzählt hier,wie er diese Zeit erlebt und in Erinnerung hat.

Die bauliche Grundstruktur des Gutes ist bis heute im wesentliche erhalten geblieben, die meisten Nebengebäude des Gutes wurden jedoch im 19. oder 20. Jahrhundert auf den alten Grundmauern aus Backstein und Fachwerk an das Aussehen der erhaltenen Bauteile angepasst neu errichtet. Der landwirtschaftliche Betrieb liegt heute in den Händen von Johannes Barckhausen und arbeitet nach modernen und ökologisch orientierten Standards.

Im Jahre 1726 wurde der Gutsherr von Heinsen (von Hardenberg) weltlicher Patron Kirchengemeinde Esbeck mit den zugehörenden Kapellen in Deinsen und Dunsen. Das Patronat besteht noch immer, die Patronatsrechte werden vom Gutsbesitzer Heinsens heute jedoch nicht mehr wahrgenommen.

Auf Gut Heinsen und in den zugehörigen Wohngebäuden leben heute 16 Menschen.

Der gemeindefreie Gutsbezirk Heinsen wurde um 1900 in die Gemeinde Deilmissen eingegliedert und wird seitdem als Wohnplatz Heinsen statistisch erfasst. Seit der Eingemeindung von Deilmissen am 1. März 1974 in den Fleckens Eime gehörte auch Gut Heinsen zur Gemeinde Eime. 2016 schlossen sich die Samtgemeinden Eime, Gronau (Leine) und Duingen mit den zugehörigen Orten zur Samtgemeinde Leinebergland zusammen.


Historische Baulichkeiten

Gut Heinsen

Zu finden: Heinser Straße 1, 31036 Eime

Der am Fuße des Thüster Berges gelegene Gutshof bildet ein langgestrecktes regelmäßiges Rechteck, dessen Gebäude in West-Ost-Richtung angeordnet sind. Die westliche Schmalseite nimmt das Herrenhaus ein, das durch einen halbrunden Vorgarten von der übrigen Hofanlage getrennt wird. Auf den Längsseiten im Norden und Süden liegen reihenmäßig zusammengeschlossen die Wirtschaftsgebäude, in deren Westenden zum Gutshaus hin sich früher jeweils eine Hofbeamtenwohnung befand. Auf der Ostseite des Gutes schließen zwei achsengerecht angelegte Gebäude, in denen sich ehemals ein Wohnhaus und ein Stall befanden, das Hofgelände ab. Zwei Sandsteinpfeiler flankieren die Hofeinfahrt.

Außerhalb des Hofgeländes lag in der Vergangenheit die heute nicht mehr existierende Gutsmühle, die durch Stauteiche auf der Südseite des Gutsgeländes mit Wasser versorgt wurden. An der Stelle des Mühlengebäudes entstand zum Ende des 19. Jh. ein zweistöckiger Ziegelbau. Noch erhalten geblieben ist ein Torwächterhaus.

Der obere Teich gehört zum Ziergarten, der das Herrenhaus im Süden und Westen heute noch umgibt. Auf der Nordseite hinter den Wirtschaftsgebäuden liegen Koppeln. Garten und Koppeln sind von einer um das Jahr 1741 errichteten Bruchsteinmauer umgeben, deren Steine aus der Ruine der um 1500 gänzlich zerstörten Burg Ahrenfeld im benachbarten Landkreis Hameln-Pyrmont stammen.

An der Zufahrt zum Gutsgelände im Osten liegen zwei ehemalige Landarbeiter-Häuser, die heute fremdvermietet sind.

Das Herrenhaus wurde bei einem Brand im Jahre 1724 schwer beschädigt und anschließend neu aufgebaut, die meisten Nebengebäude des Gutes wurden im 19. oder 20. Jahrhundert auf den alten Grundmauern neu errichtet, wobei man sich bei deren Gestaltung in Backstein und Fachwerk am Aussehen der erhaltenen Bauteile orientierte.

Die heutige Gutshofanlage geht wahrscheinlich im Wesentlichen auf die Lebzeiten von Christoph Friedrich von Hardenberg zurück und wurde etwa zwischen 1735 und 1745 errichtet. Sie entstand etwa zeitgleich mit dem Schloss der von Hardenbergs in Nörten-Hardenberg und dem Hardenbergschen Haus in Herrenhausen, in dem der Vetter Christoph Friedrichs, der Gartendirektor von Herrenhausen und Gestalter der berühmten Herrenhäuser Gärten Friedrich Karl von Hardenberg (1696 – 1763) eine „Hof-Bau- und Gartendirektors Offizialwohnung“ bewohnte.

Das unter Denkmalschutz stehende Heinser Herrenhaus ist ein einstöckiger rechteckiger Bau mit hohem, pfannengedecktem Mansardwalmdach, einer für die Barockzeit typischen Dachform. Während die Wandflächen glatt verputzt sind, wurden der Sockelbereich und das Obergeschoß des Risalits zum Hof mit Sandsteinen verkleidet. Diese wurden auch für Gesimse und Tür- und Fenstergewände verwendet. Im Dreiecksgiebel des Risalits sind die ineinander verschlungenen Initialen des Bauherren Christoph von Hardenberg zu erkennen.

Die Hoffront hat elf Achsen, von denen die drei mittleren innerhalb des Risalits liegen. Bis auf die drei flachbogigen Fenster im oberen Teil des Risalits hat das Haus rechteckige Fenster. Zur in der Mitte der Fassade liegenden Haustür führt eine doppelarmige, nach den Seiten und nach vorne breit und frei ausschwingende Sandsteintreppe. Unter deren Podest liegt der Eingang zum Keller.

Die Gartenfront des Herrenhauses hat neun Achsen, von denen drei in einem Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel zusammengefasst sind. Auch hier sind die Fenster mit Ausnahme der drei im oberen Risalitbereich rechteckig. Vor der Mitteltür liegt eine schlichte Freitreppe, über die man vom Haus in den Garten gelangt.

Die Schmalseiten des Gutshauses sind sechsachsig, einige ehemalige Fensteröffnungen sind zugesetzt. Auf der Südseite schließt etwas erhöht liegend eine Terrasse an.

Die deutlichste Veränderung wurde nach dem Brand im Jahre 1924 am Dach vorgenommen. Das heutige Dach ist deutlich niedriger und die ehemals in einzelnen gegiebelten Gauben liegenden Fenster wurden durch Mansardenfensterreihen auf allen Dachseiten ersetzt.

Von den Gebäuden an den Längsseiten sind nur die beidem dem Gutshaus nächst gelegenen einstöckigen Fachwerkgebäude mit geweißten und verputzten Gefachen in ihrem alten Zustand erhalten geblieben. Auf dem auf der Südseite gelegenen ist auf dem First ein Dachreiter mit Glocke aufgesetzt. In der Wetterfahne des Dachreiters sind die Initialen C.B. (für Carl Barckhausen) und die Zahl 1928 für das Jahr des Gutserwerbs zu sehen. Die an die beiden Wohnteile angrenzenden und auf den Grundmauern neu errichteten Gebäude werden noch immer für den Betrieb auf Gut Heinsen genutzt, wobei die Familie Barckhausen Viehzucht und Tierhaltung aufgegeben hat und den Betrieb aktuell auf den ökologischen Frucht- und Getreideanbau umstellt.

Der runde massive und weiß verputzte Taubenturm auf dem Hofgelände trägt am Türsturz die Initialen L(udwig?) v. H(ammerstein) 1840.